Das weiße LOOP On-Demand der Stadtwerke Münster fährt mit Passagieren über eine Landstraße in grüner Umgebung
Foto: Stadtwerke Münster

On-Demand-Verkehr

Ver­öf­fent­licht am

Flexible Bedienungsformen wie Anruf-​Sammeltaxen und Taxibusse sind im kommunalen ÖPNV seit vielen Jahren weit verbreitet und zählen zum Instrumentarium einer ÖPNV-​Gestaltung in ländlichen Regionen oder in städtischen Vororten. Aktuell werden unter dem Namen „On-​Demand-Verkehr“ neue flexible Angebote geschaffen, die sich an den bisherigen flexiblen Bedienungsformen orientieren, aber eine digitale Buchungsmöglichkeit nutzen sowie Algorithmen für die Fahrtenplanung verwenden.

Ausgangslage


On-Demand-Angebote verkehren vollständig flexibilisiert:

  • es gibt keine Fahrplan- und keine Linienwegbindung,
  • Fahrten werden nur nach Bedarf durchgeführt,
  • Kleinbusse oder Pkw kommen zum Einsatz.

Die Angebote sind weitgehend digitalisiert:

  • Die Systeme verwenden eine digitale Buchungsmöglichkeit (i.d.R. kommen Smartphone-​Apps zum Einsatz). Nach einmaliger Registrierung erfolgt die Buchung. Hierzu geben die Kund*innen ihren Start-​ und Zielort ein, die Personenzahl und ggf. das vorhandene Ticket.
  • Die Fahrtwünsche der Kund*innen werden über einen Optimierungsalgorithmus miteinander kombiniert („Ride-​Pooling“). Per App oder telefonisch erhält der Fahrgast den Fahrpreis, den Abholort und die Abholzeit.
  • Die Bezahlung der Fahrt erfolgt bargeldlos, meist über die in der Smartphone-​App hinterlegten Zahlungsmöglichkeiten oder selten auch im Fahrzeug.
  • „Haltestellen“ bestehen virtuell, sind also nur in der Smartphone-​App sichtbar. Dadurch entsteht eine sehr große Anzahl an Start-​ und Zielpunkten mit der Folge, dass die Zu-/ Abgangszeiten zum ÖPNV entsprechend verkürzt werden.

On-​​Demand-Verkehre ergänzen das vorhandene ÖPNV-​​Angebot in nachfrageschwachen Zeiten oder in der Fläche. Gerade für die Feinerschließung in Stadtteilen und für die Bedienung der letzten Meile oder auch als Grundangebot im ländlichen Raum können On-​​Demand-Verkehre einen Beitrag zur Mobilitätssicherung leisten und eine Alternative zum privaten Pkw bieten.

Der Fahrpreis bewegt sich in der Regel zwischen dem Nahverkehrstarif​ und dem Taxitarif. Angewendet werden z. B. der Verbundtarif vor Ort, der Verbundtarif mit Zuschlag oder ein eigenständiger elektronischer Tarif.

Akteure


Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Projekten unterscheiden. Zum einen Projekte, die unter Beteiligung von Akteuren des ÖPNV organisiert werden (Verkehrsunternehmen, Verbünde, Aufgabenträger). Zum anderen Projekte, die durch die Industrie vorangebracht werden (kommerzielle Anbieter von Ride-​​Pooling-Systemen).

In NRW sind bereits rund 30 On-​​Demand-Verkehre gestartet, die Bestandteil des Verkehrsangebotes eines kommunalen Verkehrsunternehmens sind. In Großstädten sind On-Demand-Verkehre beispielsweise in Duisburg, Wuppertal, Köln und Bielefeld in Betrieb. In kleineren Städten verkehren On-Demand-Verkehre z. B. in Gronau, Höxter und Meinerzhagen. Wesentliche Merkmale sind:

  • Die Verantwortung für Fahrpersonal, Betriebsführung und Fahrzeuge liegt entweder bei den Verkehrsunternehmen selbst oder es bestehen Kooperationen mit On-​​Demand-Anbietern, Unternehmen für Personenbeförderung bzw. mit lokalen Taxiunternehmen.
  • Die Verkehre sind zumeist in den vor Ort gültigen Tarif integriert oder die Verbundräume entwickeln eigenständige On-​Demand-Tarife.
  • Die Gestaltung der Fahrzeuge greift das Logo des Verkehrsunternehmens auf.
  • Aus genehmigungsrechtlichen Gründen sind als Ein- und Ausstiegspunkte Haltestellen festgelegt. Sie liegen in den meisten Fällen nur virtuell vor. Dadurch ist eine große Anzahl Halte möglich, so dass die Fußwege zur nächsten Haltestelle sehr kurz sind.
  • Die notwendige Software (Hintergrundsystem, Fahrgast-​​App, Disponenten-​​App bzw. Weboberfläche sowie Fahrer*innen-​​App) bringen On-​​Demand-Anbieter entweder mit oder sie wird von Unternehmen gestellt, die ausschließlich Software für Drittanwendende entwickeln und vertreiben.
  • Die Genehmigung erfolgt nach §44 PBefG.

Neben den in das Nahverkehrsangebot eingebundenen On-​Demand-Verkehren gibt es auch kommerzielle On-​Demand-Angebote in Deutschland. Beispiel hierfür ist MOIA in Hamburg und Hannover. Wesentliche Merkmale sind:

  • Sie werden von einem Anbieter von Ride-​Pooling-Systemen ohne Auftrag einer öffentlichen oder privaten Organisation durchgeführt.
  • Ihre Genehmigung erfolgt als gebündelte Bedarfsverkehren nach § 50 PBefG. 
  • Die Gestaltung der Fahrzeuge und Smartphone-​Apps erfolgt im Design des Anbieters.
  • Ein unternehmenseigener Tarif findet Anwendung.   

Das Land NRW stellt im Rahmen der ÖPNV-Offensive für den Ausbau von On-Demand-Verkehren insgesamt 120 Millionen Euro bis 2031 zur Verfügung. Mehrere On-​Demand-Projekte im ländlichen Raum wurden im Landeswettbewerbs „Mobil.NRW – Modellvorhaben innovativer ÖPNV im ländlichen Raum“ bis 2023 gefördert. Durch die Modellprojekte sollen Wege gefunden werden, wie in eher ländlich geprägten und suburbanen Räumen ÖPNV-​Angebote neu geschaffen oder die bestehenden Angebote attraktiver werden können. Im Landeswettbewerb „Mobil.NRW – Mobilität in lebenswerten Städten“ wird ebenfalls ein On-Demand-Projekt durch das Land gefördert. Der 2022 gestartete Landeswettbewerb „ways2work“ zielt auf eine Verbesserung der Erreichbarkeit von Unternehmensstandorten mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln ab. Hier soll bis 2027 u.a. auch die Nutzung von On-Demand-Angeboten getestet werden. 

Das "Zukunftsnetz Mobilität NRW" unterstützt Städte, Gemeinden und Kreise bei der Entwicklung nachhaltiger Mobilitätskonzepte, so auch bei der Einführung von On-Demand-Verkehren. Es stehen drei regionale Koordinierungsstellen dienstleistend und beratend zur Verfügung, um die strukturellen Voraussetzungen zu schaffen und konkrete Projekte anzustoßen.

Projekte in NRW


Beispiele für Projekte in Städten:

myBus

Als bundesweit erstes Verkehrsunternehmen hat die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) einen On-Demand-Verkehr mit Smartphone-App eingerichtet. Das Pilotprojekt myBus ist im Oktober 2017 in vier Duisburger Stadtteilen gestartet und war zunächst für drei Jahre angelegt. 2018 wurde das Projekt um weitere Stadtteile ergänzt und 2019 auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet. Im Herbst 2020 ist das Projekt um ein Jahr verlängert worden. Seit September 2021 ist das Pilotprojekt beendet und myBus in den Regelbetrieb übergegangen. 

Die myBus-​Kleinbusse waren zunächst in der Schwachverkehrszeit am Wochenende im Einsatz. Seit 2021 verkehren sie täglich in den Abend- und Nachtstunden. Entwickelt wurde das Hintergrundsystem von dem Berliner Technologieunternehmen door2door. Der Preis für eine Fahrt richtet sich nach einem durch den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) festgelegten On-Demand-Tarif. Er wird nach Luftlinie berechnet. Ermäßigungen gibt es u.a. für Abo-Kund*innen und für Mitfahrende. Mit Umstellung auf eine neue myBus DVG-App im Frühjahr 2023 arbeitet die DVG jetzt mit dem Technologieanbieter Via zusammen. Die neue App ermöglicht auch Vorbestellungen. Aktuell werden dieselbetriebene Fahrzeuge sukzessive durch elektrische Kleinbusse ersetzt.

mein SWCar

Einen vergleichbaren Service bietet die SWK Stadtwerke Krefeld AG seit Sommer 2019 mit mein SWCar täglich abends ab 18 Uhr bis 1.00 Uhr nachts, in den Wochenendnächten bis 4.00 Uhr. Plug-​In Hybridfahrzeuge des britischen Herstellers LEVC im typischen London-Taxi-Design holen die maximal sechs Fahrgäste an einem der rund 20.000 virtuellen Haltepunkte in ganz Krefeld ab und bringen sie zum gewünschten Zielort. Für die Durchführung der Fahrten kooperiert die SWK mit einem Taxiunternehmen. Die Smartphone App wurde von der Frankfurter Firma ioki entwickelt, einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn für On-​Demand-Verkehre.

holmich! App

In Wuppertal setzt die WSW mobil seit Herbst 2020 ebenfalls elektrisch angetriebene „London Taxi“ ein. Unter dem Namen holmich! App wurden zunächst drei Stadtbezirke täglich von morgens bis abends, am Wochenende auch nachts bedient. Im Frühjahr 2022 ist ein vierter Stadtbezirk hinzugekommen. Die Software der Hol mich! App wurde von Via entwickelt, einem Anbieter von Ride-​Pooling Services und Software-​Lösungen. Das Unternehmen übernimmt auch den Betrieb der Flotte. Der On-​Demand-Verkehr der WSW mobil ist Teil des Forschungsprojekts „Bergisch Smart“. Auf Grundlage der Erfahrungen in Wuppertal wollen die Projektpartner digitale Mobilitätslösungen entwickeln, die auf andere Kommunen übertragbar sind.

Im gesamten Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) basieren die Kosten für die Fahrt mit einem durch ein Verkehrsunternehmen organisierten On-Demand-Verkehr auf einem eigens hierfür entwickelten Tarif. Der berechnete Gesamtpreis für eine Fahrt ergibt sich aus einem Grundpreis und möglichen Ab- und Zuschlägen. Der Grundpreis ist abhängig von der Länge der Strecke (Luftlinie). Abschläge erhalten Abo-Zeitkarten-Inhaber*innen, Schwerbehinderte und Kinder (-25 %) sowie Mitfahrende (-50 % für den 1. Mitfahrenden, -75 % für den 2. und 3. Mitfahrenden, -100 % für den 4. und 5. Mitfahrenden). Auch Boni und Sonderangebote im Rahmen von Rabattaktionen können die Verkehrsunternehmen gewähren. Zuschläge können bei besonderen Verkehren auf den Grundpreis aufgeschlagen werden (z. B. zu Zeiten von Messen, Silvester oder Karneval).

Isi

Ende 2020 ist in Köln das zunächst für vier Jahre angelegte On-Demand-Projekt Isi gestartet. Für die Testphase wurden drei Stadtbereiche ausgewählt. In zwei Stadtbereichen, in denen Defizite bei der Feinerschließung bestehen, verkehrt Isi tagsüber außerhalb der Hauptverkehrszeit (8 – 15 Uhr), seit Sommer 2023 auch in der nachmittäglichen Hauptverkehrszeit (15 – 18 Uhr). Dieses Angebot richtet sich vorrangig an Senior*innen und mobilitätseingeschränkte Personen. Ergänzend zum bestehenden ÖPNV-Angebot ist der On-Demand-Verkehr auch in der Kölner Innenstadt im Einsatz, und zwar in der Schwachverkehrszeit am Wochenende. Isi kann sowohl über die Smartphone-​App als auch telefonisch gebucht werden. 

Das Angebot ist in den regulären Tarif des Verkehrsverbunds Rhein-​Sieg (VRS) integriert (Abokund*innen können tagsüber kostenlos fahren, Gelegenheitskund*innen zahlen den normalen VRS-​Tarif). Auch NRW-​Tickets und Deutschlandtickets können tagsüber für die Fahrt genutzt werden. Nachts wird für alle Fahrgäste ein Zuschlag erhoben. Die Tickets werden über die Smartphone-​App abgerechnet oder bargeldlos im Fahrzeug bezahlt. Als Software-Partner hat die KVB die Firma Via engagiert. Die KVB übernimmt die Disposition und stellt das Personal. 

Nach einer ersten Evaluierung im Herbst 2022 sind das Bedienungsgebiet und die Bedienungszeiten im Sommer 2023 ausgeweitet worden. Vor dem Ende des Pilotzeitraums im Dezember 2024 soll das Angebot erneut evaluiert und eine Entscheidung für die Zukunft von Isi getroffen werden.

LOOPMünster

Seit September 2020 ist im Süden von Münster das On-Demand-Angebot LOOP unterwegs. Das Pilotprojekt wird durch das Land NRW gefördert (im Rahmen des Landeswettbewerbs „mobil.nrw – Modellvorhaben innovativer ÖPNV im ländlichen Raum“). Betreiber sind die Stadtwerke Münster. Das Konzept und die Routensteuerung wurden von door2door entwickelt. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch die Fachhochschule Münster. 

Das Angebot war zunächst auf drei Jahre angelegt. Da die Fördermittel für eine Fortsetzung des Projekts ausreichten, wurde LOOPMünster um ein Jahr bis Sommer 2024 verlängert. Der Bedienungszeitraum orientiert sich wochentags an den ÖPNV-​​Betriebszeiten (5 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts). Am Wochenende findet die Bedienung rund um die Uhr statt. Fahrten mit LOOP werden durch das Buchungssystem nur angeboten, wenn keine Alternative im Busverkehr besteht. Eingesetzt werden London-​​Taxen. 

Die anfangs mögliche Buchung per Telefon wurde aufgrund einer sehr geringen Nachfrage (Anteil lag bei 0,3 % aller Buchungen) 2022 wieder eingestellt. LOOP war zunächst in den örtlichen Tarif integriert, konnte also ohne Aufpreis genutzt werden. Nach zweieinhalb Jahren ohne Aufpreis wurde testweise ein Aufpreis von einem Euro pro Fahrt erhoben. Dadurch konnte der hohe Anteil an kurzfristigen Stornierungen ebenso eingedämmt werden wie die Anzahl Fahrten, bei denen der Kunde nicht zur Abholung erschien. So stieg die Verfügbarkeit der Fahrzeuge von 70 % auf fast 100 % bei gleichzeitig geringerem Fahrzeugeinsatz von sieben statt 10 Fahrzeugen. Entsprechend hat sich die Effizienz von LOOPMünster deutlich verbessert. Mit Einführung des Aufpreises von einem Euro pro Fahrt im April 2023 war jedoch auch eine deutlich reduzierte Fahrgastnachfrage festzustellen (rund 55 % der Fahrgäste im März). Zu berücksichtigen ist aber, dass zu diesem Zeitpunkt für die Kund*innen ein Wechsel der App mit Neuregistrierung notwendig wurde, da seit der Insolvenz von door2door die gesamte Software umgestellt werden musste. Bis Ende 2023 ist die Fahrgastnachfrage jedoch wieder sukzessive auf etwa 67 % des bisherigen Niveaus (bezogen auf März 2023) gestiegen. 

Das Pilotprojekt LOOP endet nach vierjähriger Laufzeit Ende August 2024. Zu diesem Zeitpunkt wird der Betrieb von LOOP eingestellt. Pläne für eine Fortsetzung mit gleichzeitiger Ausweitung auf andere Stadtteile sind durch die Stadt und die Stadtwerke Münster zwar erarbeitet worden. Der Rat der Stadt Münster hat sich jedoch Ende April 2024 gegen die Fortführung von LOOP entschieden. Gründe hierfür sind die hohen Kosten, die die Stadt nach dem Ende der Landesförderung hätte alleine tragen müssen sowie fehlende Effekte bei einer Verlagerung der Verkehrsnachfrage vom Auto auf den ÖPNV. 

On-Demand-Verkehre im städtischen Raum in NRW

Name Stadt Verkehrsunternehmen Start
myBus Duisburg Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) 10/2017
NetLiner Aachen Aachener Straßenbahn AG (ASEAG) 06/2019
SWCAR Krefeld SWK Stadtwerke Krefeld AG 08/2019
meinAnton Bielefeld moBiel 10/2019
Revierflitzer Oberhausen Stadtwerke Oberhausen GmbH (STOAG) 06/2020
LOOPMünster Münster Stadtwerke Münster GmbH 09/2020
Hol mich! App Wuppertal WSW mobil 10/2020
Isi Köln Kölner Verkehrsbetriebe AG (KVB) 12/2020
Shuttle - Holt dich ab Gütersloh Stadtwerke Gütersloh 12/2020
Bussi Essen Ruhrbahn 03/2021
Hüpper Hürth Stadtverkehr Hürth (SWH)/
Regionalverkehr Köln GmbH (RVK)
10/2021
STADTBUSsi Dormagen Stadtbus Dormagen GmbH (SDG) 12/2021
mobie Erftstadt
Pulheim
Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft mbH (REVG) 09/2022
04/2023
efi Leverkusen wupsi GmbH 12/2022
Flexy Düsseldorf Rheinbahn AG 03/2023
Op Jück Mönchengladbach NEW AG 04/2023
NEmo Neuss Stadtwerke Neuss (SWN) 02/2024

On-Demand-Verkehr im ländlichen Raum in NRW:

G-Mobil

In der Stadt Gronau ist die Umstellung des Stadtbusverkehrs auf ein digitales und nach Bedarf gesteuertes Angebot im Sommer 2021 erfolgt. Das Angebot G-Mobil fungiert als Zu- und Abbringer zum Schienenpersonennahverkehr bzw. zu Regionalbus-​Achsen mit dichter Bedienung, erschließt zusätzliche Stadtbereiche, verkehrt im Vergleich zum bisherigen StadtBus-System zu ausgeweiteten Betriebszeiten und soll mit weiteren ergänzenden Mobilitätsangeboten verknüpft werden, z. B. an Mobilstationen. Die Buchung erfolgt per App oder per Telefon. Das G-Mobil ist vollumfänglich in den WestfalenTarif integriert. Es entstehen also keine Zusatzkosten gegenüber dem normalen Busverkehr und Abos sind problemlos nutzbar. Das Projekt „On-​​Demand-Verkehr in Gronau“ wurde bis Ende 2023 im Rahmen des Landeswettbewerbs „mobil.nrw – Modellvorhaben innovativer ÖPNV im ländlichen Raum“ gefördert. Seit 2024 wird das G-Mobil als Regelangebot durch die Stadt Gronau finanziert und ist damit einer der ersten On-Demand-Verkehre im ländlichen Raum, die in den Regelbetrieb übergehen. Konzessionär ist die Regionalverkehr Münsterland GmbH (RVM).

HELMO

HELMO startete im Rahmen des Projekts MobiHell als Pilot für den erstmaligen Betrieb eines On-Demand-Verkehrs im Kreis Soest. Mit Helmo werden bestehende bedarfsgesteuerte ÖPNV-Angebote weiterentwickelt und ein neues Angebot zur Erschließung von bislang vom ÖPNV schwach bedienten Räumen erprobt. Helmo erweitert das Verkehrsangebot in Anröchte sowie zwischen Erwitte und Bad Sassendorf. Auch Helmo ist vollständig in den WestfalenTarif integriert. Die Bestellung über App und Telefon ermöglicht die Nutzung für alle Altersgruppen. Das Projekt Helmo startete im September 2021, der Förderzeitraum endete Ende August 2022. Die Kosten für den Betrieb in dieser Laufzeit wurden zu 80 % durch das Wirtschaftsministerium NRW gefördert und zu 20°% aus Eigenmitteln des Kreises Soest. Seit September 2022 erfolgt die Finanzierung durch die beteiligten Gemeinden. Die Kosten für die On-Demand-Software und das CallCenter trägt weiterhin der Kreis Soest. Nach erfolgreichem Projektabschluss soll Helmo nun im Kreisgebiet weiter ausgebaut werden. Für Lippetal und Ense gibt es Überlegungen, ebenfalls einen On-Demand-Verkehr unter der Marke Helmo einzurichten. Federführend bei der Umsetzung ist die Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH (RLG).

On-Demand-Verkehre im ländlichen Raum in NRW

Name Stadt Kreis Verkehrsunternehmen Start
NetLiner Monschau
Roetgen
Städteregion Aachen Aachener
Straßenbahn AG
(ASEAG)
12/2016
10/2021
Lippemobil (LIMO) Lage
Oerlinghausen
Leopoldshöhe
Kreis Lippe Kommunale
Verkehrsgesellschaft
Lippe
mbH (KVG)
08/2020
06/2023
06/2023
Rhesi Neunkirchen-Seelscheid Rhein-Sieg-Kreis Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft
mbH (RSVG)
08/2021
kommit-Shuttle Senden Kreis Coesfeld Regionalverkehr
Münsterland
GmbH (RVM)
08/2021
Helmo Anröchte
Erwitte/Bad
Sassendorf
Kreis Soest Regionalverkehr
Ruhr-Lippe GmbH
(RLG)
09/2021
monti Wiehl, Nümbrecht
und Marienheide
Oberbergischen Kreis Oberbergische
Verkehrsgesellschaft
mbh (OVAG)
11/2021
Holibri Höxter
Lichtenau
Kreis Höxter
Kreis Paderborn
fahr mit – Mobil
im Hochstift
12/2021
04/2024
KleveMobil Kleve, Kalkar Kreis Kleve Niederrheinische
Verkehrsbetriebe
AG (NIAG)
12/2021
06/2023
FluxFux Gevelsberg,
Ennepetal,
Breckerfeld
Ennepe-Ruhr-Kreis Verkehrsgesellschaft
Ennepe-Ruhr
mbH (VER)
06/2022
efi Odenthal Rheinisch-Bergischer-Kreis Wupsi GmbH 12/2022
BEA Meinerzhagen Märkischer Kreis Märkische
Verkehrsgesellschaft
GmbH (MVG)
03/2023
ODI Moers, Kamp
Lintfort, Neukirchen-
Vluyn, Rheinberg
Kreis Wesel wir4-Kommunen/
Niederrheinische Verkehrs-
betriebe AG (NIAG)
05/2023

Eine grafische Übersicht von On-​Demand-Angeboten in NRW und Detailinformationen zu verschiedenen Projekten stehen auf mobil.nrw bereit.

Probleme und Aufgaben


Die Zahl der digitalisierten On-​​​Demand-Verkehre nimmt in Städten, in Stadt-​​​Umland-Räumen und im ländlichen Raum stetig zu. In Deutschland gab es Anfang 2019 etwa ein Dutzend On-​​Demand-Angebote. Ende 2023 werden es mit über 80 Projekten bereits viermal so viele sein (Quelle: VDV).

Die Projekte werden meistens von der örtlichen Politik vorangetrieben. Im ländlichen Raum hat insbesondere der Landeswettbewerb „Mobil.NRW – Modellvorhaben innovativer ÖPNV im ländlichen Raum“ zwischen 2020 und 2023 die Entwicklung neuer On-​​​Demand-Angebote in NRW unterstützt. 

Auch die Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) im Jahr 2021 hat zu einem deutlichen Zuwachs an On-​​Demand-Angeboten beigetragen. Durch die Novellierung des PBefG sind unter anderem rechtliche Grundlagen für neue Bedienformen im Bereich bedarfsgesteuerter Ride-​​​Pooling-Angebote geschaffen worden. Dazu wurden sowohl eine neue Form des Linienverkehrs innerhalb des ÖPNV (§ 44 PBefG - Linienbedarfsverkehr) als auch eine neue Form des Gelegenheitsverkehrs außerhalb des ÖPNV (§ 50 PBefG - gebündelter Bedarfsverkehr) in das PBefG eingeführt. Mit diesen Rechtsgrundlagen werden die Anforderungen an die On-​​​Demand-Verkehre eindeutig und rechtssicher geregelt. 

Die derzeit in NRW laufenden On-​​​​Demand-Angebote sind zunächst befristet gestartet. Als Pilotprojekte bieten sie die Möglichkeit, während der Laufzeit Anpassungen im Angebot vorzunehmen. Viele Projekte nutzen diese Möglichkeiten und erweitern das Bedienungsgebiet, verändern die Betriebszeiten oder testen die Wirkung von Zuschlägen. So werden verschiedene Angebotsformen getestet und zunächst Erfahrungen gesammelt. Die meisten Projekte wurden durch Fördergelder von Land oder Bund unterstützt. Erst wenige Angebote sind von der Pilotprojektphase in den Regelbetrieb übergegangen wie z. B. myBus in Duisburg, Holibri in Höxter, Gmobil in Gronau oder Helmo im Kreis Soest. Das Pilotprojekt LOOPMünster wird dagegen nicht fortgeführt. Hier wird derzeit nach anderen Bedienungsoptionen gesucht. Bei vielen On-​​Demand-Angeboten steht zeitnah das Ende der Laufzeit des Pilotprojekts an. Eine dauerhafte Finanzierungsgrundlage fehlt allerdings zzt. noch. Erschwerend kommt die aktuelle Kostensituation bei Personal, Energie, Kraftstoffen und Material hinzu. 

Bei der Finanzierung ist zu berücksichtigen, dass bedarfsgesteuerte Angebote im Vergleich zu Linienangeboten mit Stadt-​ oder Regionalbussen deutlich höhere Kosten pro Platz-​km aufweisen. Das liegt im Wesentlichen an den kleineren Fahrzeugen mit meist sechs Sitzplätzen. Die Stückkosten (Euro/Platz-​km) betragen im Linienbedarfsverkehr etwa das 7 bis 10-​fache gegenüber dem Stadt-​ und Regionalbusverkehr. Die Erlöse sind jedoch nur geringfügig höher als im Linienbusverkehr (Quelle: Gutachten über die Finanzierung von Leistungskosten der öffentlichen Mobilität, VDV und Roland Berger, 2021). 

Ein großer Vorteil gegenüber den herkömmlichen flexiblen Bedienungsformen wie AST oder TaxiBus ist bei den neuen On-​​Demand-Angeboten der hohe Grad der Digitalisierung. Er ermöglicht kurze Dispositionszeiten und effektives Ride-​​Pooling. Durch die universelle Verfügbarkeit von Smartphones wird die Kommunikation mit dem On-​​Demand-Anbieter erleichtert. Auch junge Menschen („digital natives“) werden angesprochen.

Nachteilig sind die Implementierungskosten, die für Hintergrundsystem, Fahrgast-​​App und Fahrer*innen-​​App zunächst investiert werden müssen. Auch entstehen im Gegensatz zu AST- und TaxiBus-​​Verkehren, die in der Regel Fahrzeuge des Taxen-​​ und Mietwagengewerbes nutzen, Kosten für die Anschaffung von eigenen Fahrzeugen für den On-​​Demand-Verkehr. Durch den im Vergleich zum Taxitarif geringeren Fahrpreis, müssen die Einnahmen über das Ride-​​Pooling mit möglichst hoher Auslastung der Fahrzeuge erzielt werden. Wesentlich hierfür ist ein gutes Marketing und ein einfacher Zugang zum Angebot. Meist sind nur große Verkehrsunternehmen in der Lage, digitale On-​​Demand-Verkehre anzubieten. 

Um den Einsatz neuer Angebotsformen zu evaluieren, hat das Kompetenzcenter Digitalisierung (KCD) die „Potenzialanalyse Ridepooling Ruhrgebiet“ durchgeführt. Durch die Potenzialanalye sollten sinnvolle Ergänzungen des ÖPNV identifiziert und Handlungsempfehlungen ausgearbeitet werden, die der Politik als Entscheidungsgrundlage dienen: wie können Ridepooling-​​Dienste in Zukunft eingesetzt werden und welche Rahmenbedingungen sollten für die Umsetzung in NRW geschaffen werden? Seit April 2022 liegen die Ergebnisse der Potenzialanalyse für das Ruhrgebiet nun vor: On-​​Demand-Verkehre sind eine sinnvolle Ergänzung des ÖPNV, und zwar als integraler Bestandteil des ÖPNV, insbesondere in ländlichen Regionen, in den Abend-​​ und Nachtstunden im urbanen Raum sowie für kommunenübergreifende Verbindungen.

In einem Folgeprojekt wurden die Ergebnisse der Potenzialanalyse vertieft und ein Vorschlag für Umsetzungsmodell für ein einheitliches On-​​Demand Ridepooling System in NRW entwickelt. Ein Kernergebnis: die landesweit standardisierte Etablierung von On-​​Demand Ridepooling Verkehren ist eine Gemeinschaftsaufgabe der nordrhein-​​westfälischen Nahverkehrsakteure: Land, Verbünde sowie kommunale Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen. Der Vorschlag für das Umsetzungsmodell beschreibt die Verantwortlichkeiten und veranschaulicht fünf Kernbereiche zum Aufbau von On-​​Demand Systemen (Planung, Betriebsverantwortung, Technologieplattform, Fahrbetrieb, Fahrzeugflotte). Das KCD hat auf seiner Website „Potenzialanalyse Ridepooling Ruhrgebiet des KCD NRW – Folgeuntersuchung“ die „Potenzialanalyse Ridepooling Ruhrgebiet“ und das Folgeprojekt „Konzeptvorschlag eines Umsetzungsmodells für ein einheitliches On-Demand Ridepooling System in NRW“ veröffentlicht.

Die Rhein-Main-Verkehrsverbund Servicegesellschaft mbH (rms) hat mit Unterstützung des KCD die Vorteile einer Standardisierung von On-Demand-Verkehren anhand des Verbundprojekts „OnDeMo-FRM“ untersucht. Seit 2021 sind neun On-Demand-Dienste in Frankfurt, dem Kreis Offenbach und im Rheingau-Taunus in Betrieb gegangen, die im Sinne eines regionalen Ansatzes harmonisiert sind. Alle Angebote nutzen den RMV-Tarif, eine einheitliche E-Fahrzeugflotte, eine gemeinsame IT-Plattform sowie ein gemeinsames On-Demand-Logo.

Die ersten Erfahrungen zeigen erhebliche Vorteile bei Einrichtung und Betrieb einer regionalen On-Demand-Plattform: Fahrgäste müssen sich nur einmal registrieren und können dann alle beteiligten On-Demand-Angebote nutzen. Zudem profitieren sie vom einheitlichen Tarifsystem und von übergreifenden Marketingaktionen. Für Betreiber und Zuwendungsgeber ergeben sich Effizienzsteigerungen im Betrieb sowie eine größere „Marktmacht“ gegenüber Dienstleistern. Die Risiken und Herausforderungen sind dagegen beherrschbar und können bei vorausschauender Planung minimiert oder sogar eliminiert werden. Die Ergebnisse der Untersuchung sind in einem Whitepaper zusammengefasst („On-Demand-Mobilität - Zentralisierte Ridepooling-Plattformen als Erfolgsfaktor für harmonisierte Produkte und effizienten Roll-out“, rms, 2023).

Zurzeit arbeitet das KCD die Rahmenbedingungen eines landesweiten On-Demand-Hintergrundsystems aus und bereitet die Beschaffung eines solchen vor. Ein landesweites Hintergrundsystem bietet maximale Synergien und minimiert für die Aufgabenträger den Aufwand für Beschaffung, Betreuung und Weiterentwicklung. Für den Fahrgast bietet es bei einmaliger Registrierung die Nutzung verschiedener Angebote. Für den letzten Teil der Projektphase, ab Mitte 2025, ist eine Testphase für On-Demand-Pilotprojekte vorgesehen.